Saarländische Taucher besuchten imposante Steilwände in der Schweiz
„Wichtige und große Pläne sollten oft durchgesprochen werden, doch mit Menschen, die ähnliche Ziele und Interessen haben.“
Prentice Mulford (1834 - 1891) – amerikanischer Journalist
Das war der Plan für fünf Taucher aus vier saarländischen Vereinen.
Seen mit großen Tiefen reizten uns schon länger. Mit drei Autos und einem Hänger machten wir uns auf den Weg. Sechs Stunden brauchten wir für die Anfahrt zum Thuner See. Die in der Schweiz in jedem Knopfloch stationierten Blitzer waren wegen unserer Geschwindigkeit kein Problem. Bei der Ankunft bei Familie Solca wurden wir herzlich begrüßt. Gleich am Abend fand eine Begrüßung statt, die unsere Erwartungen übertraf. Sie fand im Gewölbekeller des Hauses bei eigenem Käse und Wein statt. Ein gelungener Auftakt unserer Reise.
Aus unserer Wohnung im 1. Stock des Hauses hatten wir einen wunderschönen Ausblick über den Thuner See und die gegenüberliegenden Berge, der uns in Hochstimmung versetzte.
Zuvor wurden Tauchflaschen, Kompressor und Tauchmaterialien in der gemieteten Garage komfortabel untergebracht. Bei Anfahrtswegen von 10 bis 35 Minuten zum Tauchplatz genossen wir ausgiebig das morgendliche Frühstück. Für Fragen, ob die Butter gestrichen, oder geschnitten wird oder etwa Kreationen von 8-Eck oder 6-Eck oder doch Stern, fanden wir genügend Zeit.
Enteneck, Beatenbucht und Stampach hießen unsere Ziele. Wenig Fische, dafür unendlich tiefe Steilwände in unterschiedlichen geologischen Formationen. Ohne Tarierung geht da gar nichts! Steilwände mit auffallender Marmorierung sowie übereinander geschichtete Steine (Nagelfluh, junges Konglomerat) ließen uns in ihrer Größe als winzige Objekte begreifen.
Der Tauchplatz Enteneck, unser erstes Ziel, fanden wir von Thun her gesehen kurz nach dem Ortsende von Gunten. Parkplätze direkt an der Straße mit einem kleinen Platz mit Bäumen und Bänken zum Verweilen. Natürlich durfte die Taucherflagge nicht fehlen. Sie fand ihren Platz am Geländer direkt beim Einstieg. Dort an einer Rampe befindet sich ein bequemer Einstieg. Unseren Tauchgang begannen wir Richtung See und gelangten in etwa 20m Tiefe an eine Abbruchkante der Steilwand, welche hier einen schönen Canyon bildet. Dieser endet bei etwa 40 m, wo er in die Steilwand mündet, die Thunersee typisch sehr steil abfällt. Da es sich um einen Steilwandtauchgang handelt, ist Bewuchs eher spärlich. Oberhalb von ca. 15 m ist Pflanzenbewuchs vorhanden.
Unseren nächsten Tauchplatz Beatenbucht erreichten wir ebenfalls hinter Gunten kurz vor der Talstation der Thunersee-Beatenberg-Bahn. Am Rand der Straße befinden sich Parkplätze, ein Grillplatz und ein Unterstand für Taucher. Fischbalmen ist ein spitzenmäßiger Tauchplatz, vorausgesetzt man liebt Steilwände. Den Einstieg erreicht man über eine schmale Treppe. Direkt am Einstieg findet sich in etwa 6 m ein Plateau bevor die Steilwand beginnt. Stellenweise ist diese so glatt als wäre sie poliert. Kleinere Überhänge an der Wand machen das Tauchen interessant. Während unsere Tieftaucher die Marke von 85 m knackten, bewunderten wir die glatte, in vielen Farben marmorierte Steilwand. Zu schnell erinnert uns unser Computer an Dekozeiten und wir müssen den Rückweg antreten.
Am Tauchplatz Stampach mussten wir unsere Autos an einem kleinen Weg auf der gegenüberliegenden Seite der Straße abstellen und unsere Gerätschaften etwa 50 m transportieren. Der Einstieg selbst ist wieder gewohnt bequem.
Dort findet man den Niesen, einen Berg im See. Taucht man nach Interlaken auf ca. 7 m während 7 Minuten trifft man ein paar Baumstämme. Bei uns allerdings nur ein kleines Stämmchen. Dort geht's geradeaus runter auf ungefähr 40 m und weiter Richtung Interlaken. Schon bald erkannten wir auf 42 m den Sattel, welcher zur Seemitte hin den Niesen verbindet. Wir hatten relativ gute Sicht, sodass wir schon früh die Wand des Niesens erkannten. Diesen Berg im See umtauchten wir und arbeiteten uns zur Spitze auf ca. 35 m hoch. Oben angekommen, zeigte uns der Kompass den Weg in Richtung Wand. An der Wand hoch und zum Einstieg zurück.
Den 2. Tauchgang dieses Tages begannen wir auf der anderen Seite des kleinen Platzes. Wie immer in den letzten Tagen vom Einstieg geradeaus an die Wand, welche bei ca. 20 m Tiefe beginnt. Nach kurzer Zeit trifft man in etwa 30 m Tiefe auf ein schräg abfallendes Kiesbett. Dieses überquerten wir und traten langsam wieder den Weg nach oben an. Besonderes Highlight dieses Tauchganges war sicherlich eine Trüsche, die sich in einem kleinen Unterschlupf versteckt hatte.
Der Mittwochmorgen begrüßte uns mit Regen. Fertig zum Tauchen an der Beatenbucht, nahm uns das schlechte Wetter letztendlich doch die Lust am Tauchen. Schnell packten wir wieder unsere Utensilien und traten den Weg zur Schauhöhle Beatus an. Nach einem Aufstieg von ca. 20 Minuten erreichten wir die Schauhöhle. Unsere Führung erklärte die Entdeckung der Höhle, die Einsiedlerwohnung des heiligen Beatus und führte uns durch die Höhle. Dort, auf gut ausgebauten und beleuchteten Wegen, tauchten wir ab in diese einmalige Naturwelt. Wegen des Regens toste das Wasser geräuschvoll durch sein schmales Bett in der Höhle. Wir bestaunten Stalaktiten und Stalagmiten, die in Millionen von Jahren entstanden sind. Die Tropfsteine, nach oben und nach unten wachsende langgestreckte Steinformationen, bilden sich, wenn sich der umgebende Kalk zunächst im sauren Regenwasser löst, dann aber an anderer Stelle, wo das Wasser verdunstet, wieder in Erscheinung tritt. Um uns nicht die Köpfe zu stoßen, mussten wir ebenso den Flintsteinen, die wie Pilze aus der Decke ragten, besondere Aufmerksamkeit schenken.
Während Markus und Sven unsere Flaschen füllten, besuchten Annette, Nicole und Thomas die Stadt Thun. Nachdem wir schnell einen Parkplatz in der Nähe des Schlosses gefunden hatten, begannen wir mit dem Erkunden der Stadt. Gleich am Anfang trafen wir auf die Schlosskirche, von dort gelangten wir zum Schloss. Irgendwie irritierten wir die Kassiererin. Wir bezahlten unterschiedlichen Eintritt. Das Schloss beherbergt das historische Museum, welches in fünf Stockwerken die kulturelle Entwicklung der Gegend zeigt. Das eigentliche Ziel, der Rittersaal, enttäuschte uns etwas. Doch das Dachgeschoss, die Turmzimmer und die Aussicht bewundern hatte schon etwas Flair. Natürlich waren wir bei Ritterspielen und Arrestzelle auch dabei. Wieder außerhalb fanden wir die überdachte Kirchtreppe, die den Schlossberg mit der Hauptgasse verbindet. Die einzigartigen Hochtrottoirs, welche die obere Hauptgasse kennzeichnen, sind alleine schon wegen ihrer architektonischen Besonderheit einen Besuch wert. Durch diese Geschäftsstraße erreichten wir das Rathaus und schließlich die Stadtmauer. Weiter führte unser Rundgang am Mühleplatz, dem Schwäbisturm und der oberen Schleuse mit ihrer überdachten und reichlich blumengeschmückten Brücke. Schon war unser kurzer Rundgang beendet und wir traten den Rückweg an.
In der Ferienwohnung angekommen, bereiteten wir wie immer in dieser Woche das Abendessen zu. Jeder hatte seine Aufgabe, sodass in kurzer Zeit alles fertig war. Ob Chili con carne, Gulascheintopf, Spaghetti mit Hackfleischsoße oder Straußensteaks mit Salat - wir lebten nicht schlecht. Mittlerweile dunkel geworden, konnten wir das Tal mit seinen zahllosen Lichtern in den kleinen Orten bestaunen. Den vergangenen Tag ließen wir Revue passieren und für den nächsten besprachen wir Tauchplatz oder Alternativprogramm. Mit diesen Eindrücken ließen wir beim gemütlichen Zusammensein die Tage ausklingen.
Zum Schluss bleibt noch unser kleiner Ausflug an die Panoramabrücke im Ort zu erwähnen. Das filigrane architektonische Meisterwerk ist 340 m lang und 180 m über Grund und verbindet die Dörfer Sigriswil und Aeschlen. Sie gehört zu den längsten und höchsten Fussgängerhängebrücken Europas. Nicht nur die imposante Brücke selbst, sondern auch das Panorama war einzigartig. Bedingt durch die untergehende Sonne erkannten wir Schatten an den schneebedeckten Bergen. Mit Phantasie ließen sich Figuren wie einen Hirsch, einen Mann mit Hut oder eine Frau erkennen. Je weiter die Sonne sank, konnten wir weitere Figuren erkennen. Jetzt können wir nachvollziehen wie die Berge Eiger, Mönch und Jungfrau zu ihren Namen kamen. Mit fehlender Sonne wurde es auf der Brücke immer kälter und wir traten den Heimweg an.
Alles hat irgendwann ein Ende. Am Samstag der Woche packten wir unsere Sachen und machten uns im Konvoi wieder auf den Heimweg.
Es bleiben schöne Erinnerungen einer harmonischen Tauchfahrt in die Schweiz bei der jeder schöne Erinnerungen mit nach Hause nimmt.
Mit freundlicher Genehmigung von Annette